Der KCID grüßt zum Ramadan 2020

Der KCID grüßt zum Ramadan 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe muslimische Freundinnen und Freunde,

am 25. April christlicher Zeitrechnung beginnen Sie in diesem Jahr (1441/1442 n. H.) den Fastenmonat Ramadan.

Es wird ein Ramadan unter ganz besonderen Umständen: immer wieder taucht derzeit in den Medien die Formulierung auf, dass infolge der Ausbreitung des „Corona-Virus“ seit Anfang März weltweit „alles anders“ bzw. „nichts mehr wie gewöhnlich“ sei. Zumindest denjenigen Zeit-genossen, die im relativ sicheren und wohlhabenden Deutschland leben, mag dies so vorkommen. Andere verweisen darauf, dass schon vor „Corona“ die Welt voller Krieg, Armut, Krankheit und Umweltzerstörung war und wir die daraus entstandenen Konflikte und Ungerechtigkeit nun erst wie durch ein Mikroskop bzw. vor unserer Haustür wahrnehmen. Zumindest jedenfalls offenbart die „Corona“-Krise“ unsere menschlichen Stärken wie Schwächen.   

Die Herausforderung für uns als Religionsgemeinschaften ist aber noch einmal eine spezielle: wegen der Abstandsgebote können wir den Gemeinschaftssinn unseres Glaubens derzeit nicht praktisch leben und feiern. Den Juden war in den letzten Wochen kein wirklich gemeinsames Pessach möglich, den Christen kein wirkliches Osterfest und nun Ihnen kein wirklicher Ramadan. Bei allen denkbaren Kompromisslösungen - wie Gebeten (nur) online oder Iftaren (nur) im Familienkreis oder Essensverteilung (nur) mit Handschuhen - werden Sie die uns gesetzten sozialen Grenzen schmerzlich spüren. Wie alle Gläubigen sehnen sich auch die Muslime nach realer Nähe und Interaktion.

Zugleich aber gibt es m. W. auch im Islam Regeln und Erfahrungen, die es erlauben, um des Lebensschutzes willen die Religionsausübung zurückzustellen bzw. auszusetzen. So haben die Muslime etwa im Jahr 1798 nach dem Einfall Napoleons die Hadsch nach Mekka ausfallen lassen oder im Jahr 2013 die Regierung Saudi-Arabiens diese wegen der SARS-Epidemie (eine Verwandte von „Corona“!) stark eingeschränkt.

Der Ramadan will nach meinem Verständnis immer die Menschen an ihre Gottesbeziehung und, daraus erwachsend, an ihr Verhältnis zum Mitmenschen erinnern. Im Jahr 2020 könnte dies heißen, dass das Gebot der Nächstenliebe bzw. der Barmherzigkeit uns nötigt, Gewohntes getrost hinter uns zu lassen. Um des Schutzes der Schwachen und Gefährdeten willen müssen (und können) die Riten der Religion hintenanstehen.   

Möge es so bei allen Beschränkungen für die Muslime in Ihren Gemeinden, für deren (andersgläubige) Nachbarn, für unsere ganze Gesellschaft ein Ramadan der Einkehr und der Solidarität werden!

„Hayirli Ramazanlar“ bzw. „Ramadan karim“ wünscht im Namen des Vorstandes                                                                                                 

Pfarrer Bernd Apel, christlicher Beisitzer

Links:

Grußwort des Ratsvorsitzenden der EKD zum Fastenmonat Ramadan 2020

Grußbotschaft des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz